IV. Generation

1813 - 1856 Christoph Ottensmann und Anna Maria Reinhard
in Nieheim, Steinhagen und Benteler

Heirat

Wo die Heirat zwischen dem 20jährigen Christoph Ottensmann und der kaum 17jährigen Anna Maria Reinhard aus Nieheim stattfand ist bis heute nicht bekannt. Sie muß vor dem 30. 10. 1813 stattgefunden haben, da bei der Taufe der Tochter Maria Aloysia in Nieheim ausdrücklich vermerkt wird, daß dieses Kind ehelich war. Auch die in der Regel sehr sorgfältig und ausführlich geführten Zivilstandsregister besagen eindeutig, das die Eltern des Kindes verheiratet waren. Eine Heirat findet sich aber weder in Nieheim noch in Isselhorst, Steinhagen oder Brockhagen. Während Christoph Ottensmann evangelisch war, kam Anna Maria Reinard aus Nieheim im Fürstbistum Paderborn und war katholisch. Was Christoph Ottensmann in das katholischen Gebiet gebracht hat, ist nicht bekannt. Vermutlich wird es sich aber um eine Arbeitsstelle gehandelt haben.

Kinder

Christoph Ottensmann hatte mit seiner Frau 10 Kinder, die in Nieheim, Steinhagen und in Benteler geboren wurden. Während die in Steinhagen geborenen Kinder in der evangelischen Kirche getauft wurden, wurden die in Nieheim und Benteler geboren in den katholischen Kirchen getauft, also jeweils in der nächstgelegenen Kirche. Mit dem Wohnsitz in Wadersloh- Benteler wurde die Familie dann katholisch. Ob Christioph Ottensmann förmlich in die katholische Kirche aufgenommen wurde, ist nicht bekannt. Die anderen Linien sind allerding bis heute evangelisch geblieben.
Bild "Familiengeschichte:gen4bild1_t.jpg"
Die Kirche in Benteler um 1920

30. 10. 1813 Nieheim: Maria Aloysia (Paten, Maria Aloysia Zünkeler,Anton Gellhausen)
05. 07. 1818 Steinhagen: Christine Margaretha (Pate, Christina Margaretha Ottensmann)
03. 12. 1820 Steinhagen: Friedrich, + in Benteler 27 am 14. 8. 1836
(Pate, Friedrich Ottensmann,Heuerling in Isselhorst)
04. 08. 1823 Benteler: Anna Margaretha, + in Vahlhaus 2 am 7. 11. 1903
02. 11. 1825 Benteler: Friedrich Wilhelm, + in Vahlhaus 67 am 23. 7. 1893
09. 09. 1828 Benteler Nr. 27: Maria Anna
06. 04. 1831 Benteler Nr. 78: Johann Hermann, + in Neheim am 27. 12. 1881
10. 07. 1833 Benteler Nr. 78(?): Karolina, + im Dorf 70 am 9. 9. 1917
01. 09. 1836 Benteler Nr. 78: Heinrich, + in Neheim am 7. 1. 1890
03. 12. 1840 Benteler: Johannes Heinrich, + in Benteler 87 am 6. 11. 1843

Es fällt auf, daß der „preußische Name“ Friedrich Wilhelm auch 1825 im katholischen Gebiet noch gebraucht wurde. Es scheint, daß die Familie recht preußenfreundlich war und dies auch zeigen wollte, was in katholischen Gebieten durchaus nicht die Regel war.
Bild "Familiengeschichte:gen4bild2_t.jpg"
Geburtsurkunde der Maria Aloysia. Der Text ist in Latein geschrieben
Bild "Familiengeschichte:gen4bild3_t.jpg"
Geburtshaus der Kinder von Christph Ottensmann in Benteler Nr.78
Chausseewärter

Die Stelle als Chausseewärter hatte Christoph Ottensmann mindestens ab 1826 und längstens bis vor 1836 inne. In den sonstigen Dokumenten wird er meist als Kötter bezeichnet. Hier könnte es sich um eine Pachtperiode von 10 Jahren handeln.

Bis zum Jahre 1904 war es noch üblich, daß die Kreisverwaltung Bielefeld in ihrem Landkreis zu Unterhaltung wichtiger Kreisstraßen Chausseegelder erhob. Zu diesem Zweck hatte man an verschiedenen wichtigen Straßen sogenannte Chausseegeldhebestellen mit Schlagbäumen eingerichtet. Die Schlagbäume wurden in der Regel alle 10 Jahre verpachtet. Für die Benutzung der Straßen war eine genaue Taxe vorgesehen. Wenn ein Wagen vorbeifuhr mußte er mit der Peitsche knallen, und der Wärter holte die Taxe am Wagen ab, während sonst das Geld in das Haus des Pächters gebracht werden mußte. In vielen Fällen wurde noch ein Schnaps ausgeschenkt.
Bild "Familiengeschichte:gen4bild4_t.jpg"
Der Schlagbaum aus dem Kirchspiel Isselhorst. Hier arbeitet ein Chausseewärter.

Tod der Eltern
Am 28. 10. 1856 starb in der Dorfbauerschaft im Alter von 63 Jahren  Christoph Ottensmann und hinterließ seine Frau mit 7 Kindern. Seine Frau überlebte ihn um 24 Jahre und starb am 16. 6. 1880 im Alter von 87 Jahren Dorf Nr. 101. Betrauert wurde sie von 7 noch lebenden Kindern.

Heirat der Kinder
Die direkte Linie wurde durch Friedrich Wilhelm Ottensmann, dem 5. Kinde der Eheleute fortgesetzt.

Keine weiteren Nachrichten liegen zu der 1813 in Nieheim geboren Tochter Maria Aloysia und zu der 1818 in Steinhagen geborenen Christine Margaretha vor. Der jüngst Sohn Johann Henrich starb bereits im Alter von 3 Jahren am 6. 11. 1843. Die 1833 geborene Karolina Ottensmann starb am 9. 9. 1917 im Dorf Nr. 70.

Von den anderen Kindern gründeten noch 3 weitere Kinder eigene Familien:

Johann Hermann, 1831 geboren, verheiratet sich am 16. 8. 1860 in Neheim mit der am 7. 1. 1834 in Hüsten geborenen Maria Christina Lehrmann und starb bereits im Alter von 50 Jahren am 27. 12. 1881 in Neheim. Seine Frau überlebte ihn um 31 Jahre und starb am 31. 10. 1912 ebenfalls in Neheim.

Der 1836 geborene Heinrich Ottensmann verheiratet sich am 7. 11. 1861 ebenfalls mit einer Neheimerin, nämlich der am 8.8. 1833 in Hüsten geborenen Maria Sophia Stupardt und hatte mit ihr 6 Kinder. Durch diese beiden Brüder, die wohl zusammen auf Arbeitssuche gegangen waren, wurden die Linien in Neheim gegründet.
Bild "Familiengeschichte:gen4bild5_t.jpg"
Die 1828 geborene Maria Anna heiratete am 30.10 1849 Heinrich Wöllenhöfer und hatte mit ihm 3 Kinder.Nach 1860 gibt es von der Familie keine Spur mehr.

Grundstück und Hausbau(Bild des Hauses  B55 Benteler ca.1960)
Bild "Familiengeschichte:gen4bild6_t.jpg"
Alte Flurkarte von 1880
Das Haus mit dem Namen Gödde,hat Christoph Ottensmann 1826 gebaut

Als am 28. April 1826 der Chaussee-Wärter Christoph Ottensmann von dem Colonen Caspar Löhner genannt Schienstock ein Grundstück kaufte, war er schon in dessen Besitz gesetzt. Man hatte sich also längst bei einem Schnaps und mit Handschlag geeinigt und den notariellen Vertrag irgendwann nachgeholt.

Bezahlt wurde das Grundstück nicht, sondern nach altem Recht mußte der Käufer Ottensmann einen jährlichen „Canon“, in diesem Fall 9 Rtlr. zahlen und bei jedem Veränderungsfall waren nochmals 3 Taler fällig. Dies entspricht genau dem alten „Weinkauf“. Wir würden heute sagen, daß der das Grundstück in Erbpacht gekauft hatte.

Interessanterweise wurde der Nachfolger des Ottensmann auch zu drei Handdiensten  verpflichtet, wofür der Hof die Leichenfuhren übernahm und auch den Geistlichen zu den Kranken der Familie fahren sollte. Damit war gesichert, daß die Leichen der Familie Ottensmann kostenlos und standesgemäß zur Kirche und zum Friedhof gefahren wurden.

In der geichen Grundakte ist vermerkt, daß die Nummer des Hauses von 87 auf 78 berichtigt wird. Bis dahin war die falsche Nummer 87 für das Haus gebraucht worden.

Christoph Ottensmann scheint im Jahre 1827 ein kleines Haus gebaut zu haben, denn diese Jahreszahl stand an einem Balken dieses Hauses.

Im Januar 1828 nahm  Christoph Ottensmann eine Grundschuld von 150 Rtlr. von dem Handelsmann Nathan Bendix Stern in Cappel auf. Ein Jahr später wurden nochmals  49 Rtlr. eingetragen. Später mußte Christoph Ottensmann seine ganzen Hausrat verpfänden um 80 Rtlr. Grundschuld abzusichern. Das Haus und das Grundstück waren offenbar schon zu hoch belastet.

Das Inventar

Die „Mobilien“ die in der Grundakte aufgelistet werden gestatten uns einen Einblick in einen Haushalt eines „kleinen Mannes“ der damaligen Zeit, wie er sicher auch in der Umgebung häufiger vorgekommen ist. Danach hatte Christoph Ottensmann:

1 Kuh für 12 Reichstaler
1 Ofen für 9 Rtlr.
1 Uhr mit Kasten für 4 Rtlr.
4 Stühle für 1 Rtlr.
2 Tische für 1 Rtlr.
1 Kleiderschrank für 3 Rtlr. und 15 Silbergroschen
1 Koffer (Truhe) für 4 Rtlr.
2 Bettstätten für 2 Rtlr. 15 Sgr.
2 Oberbetten und 2 Unterbetten, erstere von Baumseide, letztere von Drill für 18 Rtlr.
4 Kissen von Baumseide für 2 Rtlr.
1 Schrank mit Aufsatz 2 Rtlr.
1 eisernen Pott, eingemauert für 3 Rtlr. und 15 Sgr.
2 eiserne Pötte für 1 Rtlr.
1 Kupferner Kessel für 1 Rtlr. und 15 Sgr.
1 Meßing Keßel für 1 Rtlr. und 15 Sgr.
1 Schubkarre für 1 Rtlr. und 15 Sgr.
1 Schneidelade mit Messer für 2 Rtlr.
1 Backtrog für 25 Sgr.
1 Wasserkessel für 15 Sgr.
1 Kupferner Wasserkessel 1 Rtlr. und 15 Sgr.
1 Flachshechel für 15 Sgr.
1 Schrein für 15 Sgr.
1 Weye nebst Fuß für 1 Rtlr.
1 Marzen Kartoffeln für 6 Rtlr. und 5 Sgr.

Die Wertangaben geben einen ungefähren Einblick in den Wert des Geldes. Es ist bei solchen Inventaren immer auffällig, daß in der Regel nur die Eheleute ein Bett haben. Es stellt mit insgesamt über 22 Reichstalern den größten Wert dar, während eine Kuh mit nur 12 Rtlr. bewertet wird. Vor allem die Federbetten kosteten den Gegenwert von 1 ½ Kühen! Die Kinder werden auf Strohsäcken geschlafen haben, die nicht eigens bewertet worden sind.

Hausverkauf

Am 26. 4. 1836 verkaufte Christoph Ottensmann seinen neu angelegten Ottensmann-Kotten an den Heinrich Gödde von Gödden Hof in Wadersloh-Benteler für 520 Rtlr. Er behielt aber den Nutzen bis Martini des gleichen Jahres. Schon in alter Zeit waren Zahlungstermine gern zu Martini vereinbart worden. Im Herbst hatte man schon von der Ernte etwas verkauft und war so in der Lage, solche Summen zu zahlen.  Die Schulden, die an die Ww. Stern zu bezahlen waren, betrugen immerhin 448 Rtlr., so daß Christoph nur noch 52 Rtlr. übrig behielt

(Illustrationsvorschlag: Karte von Wadersloh mit sämtlichen Häusern und Grundstücken eingezeichnet.)

Politische Ereignisse:

Päpste
Pius IX. 1846 - 1878
Leo XIII., 1878 - 1903

Könige von Preußen
Friedrich Wilhelm IV, 1840 -1857
Wilhelm I., 1857 - 1888
Friedrich III., 1888
Wilhelm II., 1888 - 1918

Bischöfe von Münster
Johann Georg Müller, 1847 - 1870
Johann Bernhard Brinkmann, 1870 - 1889, Bekennerbischof
Hermann Dingelstadt, 1889 - 1911

Kulturkampf 1870 - 1880
Kriege
Deutsch-Dänischer Krieg 1864
Deutscher Krieg 1866
Kapitulation der hannoverschen Armee bei Langensalza 1866
Deutsch-Französischer Krieg 1870-1871

Beginn der Industrialisierung
Eisenbahn
15. 6. 1887 die erste Eisenbahn fährt durch den Bahnhof Benteler
1859 Einweihung der Kapelle in Benteler